Der Versuch ich selbst zu sein, wird mich das Leben kosten.
Doch wenn ich bis zum Schluss mein Ziel nicht aus den Augen verloren habe,
weiß ich, es hat sich gelohnt.

Sonntag, 22. Mai 2011

Skoda Velothon 2011

Mächtig nervös bin ich gestern Abend ins Bett gegangen. Immerhin wollte ich um 6 aufstehen und verschlafe eigentlich auch ganz gern.

5:45: Ohne Wecker wach, na das ist doch auch mal was… Normalerweise würde ich mich umdrehen. Dafür kenn ich mich zu gut. Also gleich aufstehen und erst mal eine Kanne Kaffee machen. Wenn ich schon so früh raus muss, dann bitte nicht ohne.

6:10 Die Haustür geht auf, meine Mitbewohnerin kommt. Lustiges kleines Gespräch, nur heut Abend wusste sie nichts mehr davon. Immer wieder lustig.

7:30 Mit Kaffee und Müsli gestärkt, 2 Bananen im Gepäck, mache ich mich auf in Richtung Brandenburger Tor. Es ist zwar noch viel Zeit bis zum Start, aber so kann ich ganz entspannt hin rollen, den Startern der 60km Runde noch zuschauen und muss keine Hektik verbreiten. Pünktlich vor der Haustür treffe ich schon auf den ersten Mitfahrer. Auch wenn ich sofort als Erstbestreiter des Velothons erkannt wurde, fuhren wir zusammen hin. Auf der Strecke gesellten sich immer mehr Rennradler dazu.

8:00 Unter den Linden klinkte ich mich dann erst mal aus und genoss den Start der ersten Blöcke der kleinen Runde. Und das machte sofort Lust auf mehr. Ein paar Fotos und einen Tweets später rollte ich weiter zum Starterbereich. Bananen raus, Rad an den Baum und ab in die Morgensonne. Das Regierungsviertel ist echt toll, wenn es noch nicht so voll ist. Jetzt noch schnell den Beutel wegbringen und ab ans Ende der Paul-Löbe-Allee. Da wollte ich mich mit Adam und Christine treffen, die ich über der Rennradgruppe kennengelernt hab.

8:30 Alle pünktlich! Super. Noch eben die Wasserreserven wieder auffüllen und langsam in Richtung des Startblocks rollen. Mittlerweile ist alles voll mit Rennradlern aller Altersklassen. Alle sind unheimlich entspannt drauf und freuen sich über das Wetter und auf die Straße.

9:00 Startblock gefunden. Jetzt heißt es warten. Laut Plan sollten wir um 9:45 in den kalten Start gehen. So war noch eine Menge Zeit. Zeit, sich mit den Leuten auszutauschen, die um mich rumstanden. Schon krass, welche Anfahrten die teilweise auf sich nehmen. Aus Pinneberg oder Aachen zum Beispiel.

9:50 Mit leichter Verspätung beginnt der Countdown. Los geht’s durchs Brandenburger Tor, 90° Linkskurve und die Startlinie ist überquert. Anfangs versuchte wir drei (mit Christine und Adam) noch zusammenzubleiben. Irgendwie klappte das aber nicht lange. Dann wars mir auch egal und ich trat an. Krass, wie leicht das ging. Die Beine waren gut, einige schnelle Leute waren vor mir. Mal schauen was geht, dachte ich mir.

An dieser Stelle sollte ich anmerken, dass unser/mein Plan so aussah: sturzfrei und mit einem 30er Schnitt durchkommen. Seit dieser Stelle sah ich irgendwie alles nur noch durch einen Vorhang. Das Tempo war gleichmäßig hoch, immer über 30, oft über 40km/h. Auf der Havelchaussee traf ich noch Sarah und ihren Freund aus England, die ich auch schon öfter bei der RR-Gruppe sah. In diese Reihe kamen später noch ein/zwei andere.

Bis zur Ausfahrt aus Berlin raus, war das Feld relativ unruhig. Es gab viel Positionsgerangel. Überrascht haben mich die Menschen am Straßenrand. Es waren, wie ich finde, viele Menschen unterwegs. Alles haben sie uns zugejubelt, mit Trillerpfeifen Krach gemacht oder auf Trommeln gehauen. Vereinzelt gab es auch Trommlergruppen. In Brandenburg wurde Feuerwehrautos zu Parade aufgestellt, die Dorfbewohner waren alle auf der Straße. In den Kreiseln war es manchmal etwas eng, was bei Tempo 40 gefährlich werden kann. Immer war es ein Gänsehautgefühl.

Ich schloss mich einem kleinen Feld von vielleicht 40 Fahrern an, die das Tempo knapp über 40 hielten. Es rollte gut. Ich hatte ja schon vorher überlegt, ob ich den Verpflegungspunkt überfahre und durchheize oder kurz stoppe. Die Frage hatte sich mittlerweile selbst geklärt. Essen hatte ich noch genug, eigentlich fast alles. Getränke waren nur zur Hälfte leer und hätte ich gehalten, wäre ich wohl nicht mehr losgekommen. Also weiter, den schnellen Jungs hinterher.

Alles lief ganz gut, bis zum Tempelhofer Flugfeld. Da rissen die Gruppen auseinander, was an sich nicht schlecht war, wegen einer gefährlichen Kurvenkombination. Danach gab es aber keine neue Gruppenbildung und so kämpften wir uns alle mehr oder weniger allein die letzten 15 km ins Ziel.

Eigentlich schon total im Arsch, rollte ich um die letzte Kurve. Geradeaus, von der Goldelse bis zum Brandenburger Tor. Der Straßenrand von Menschen gesäumt, die alle wie wild die Fahrer anfeuerten. Einen besseren Motivationsschub gibt’s es glaub ich nicht. Von den eigenen Emotionen leicht überrumpelt rollte ich über die Ziellinie, den Tränen nahe. Meine Zeit schätze ich zu dem Zeitpunkt auf etwa 3,5h. Ich hatte den Tacho vorher nicht genullt, um alle Tageskilometer zu sehen. Jetzt musste ich erst mal mit jemandem sprechen. Da mein Vater mir die Teilnahme geschenkt hat, rief ich ihn zuerst an. Dann meine Mutter. Jetzt was Essen und Trinken. Sonst klapp ich ab. Immerhin hatte ich unterwegs grade mal einen dreiviertel Riegel und ein Energygel zu mir genommen. Das kostenlose alkoholfreie Hefe und dann zur kleinen Messe.

Auf dem Rückweg ließ ich noch die Medaille gravieren. Name und Zielzeit. Und da Stands dann: 3:08:52. Ich dachte ich sehe nicht richtig. Ich hab meinen Plan um fast eine Stunde unterboten. Nach den Ergebnislisten bin ich 157 (von 406) in meiner Altersklasse und 1527. aller Männer. Also gut 5.000.


Nicht schlecht fürs erste mal. Mal sehen, was nächstes Jahr wird. Ich lasse mich überraschen.

Sonntag, 1. Mai 2011

Eine Woche Bayern

Jetzt sitze ich im Zug auf dem Weg nach Berlin. Mein Rennrad hängt entspannt 10 Meter neben mir an der Wand. Geplant hatte ich ja, so um die 240 km zu fahren, also 3 Touren á 80 km. Daraus wurde leider nichts, da es einen Tag fast nur geregnet hat und es tierisch kalt war. Dafür waren wir aber auch eine Runde wandern.

Ostermontag ging es mit Mutti, Thomas und Elvira von Pähl aus zum Kloster Andechs. Das sind etwa 10 km  hin und 10 wieder zurück. Der Weg war super, führte entspannt durch den Wald, bot ab und an einen super Blick über die voralpine Hügellandschaft und als das Kloster Andechs zu sehen war, göttlich. Noch besser war es da oben anzukommen. Der Ausblick auf den Ammersee war wunderschön. Der Blick auf die Alpen und die Zugspitze war leider etwas von den Wolken verdeckt. Die Kloster- bzw. Pilgerkirche, natürlich katholisch, fand ich jetzt nicht so toll. Die Deckengemälde waren beeindruckend. Fasziniert war ich von den zwei Neuen Beichtstühlen. So einen klassischen alten, kennen wir ja alle. Schrank mit Vorhang und ein Platz wo noch jemand drin kniet. Die modernen waren aus schickem Holz, semitransparent nach allen Seiten. Am lustigsten war eine, an beiden mittig angebrachte, Lampenkonstruktion aus Plexiglas, mit den Worten frei und besetzt. Ich hätte sie fotografieren sollen, dann könntet ihr mit lachen. Aber der Kirchenschmuck war alles in allem zu überladen, zu viel Gold und Kitsch für meinen Geschmack. Wer es braucht. Das Braustüberl war zwar voll, aber das Andechser Bier der Wahnsinn. Genauso Wahnsinnig, wie die Hachsen, die Brezen und der Leberkäs, der angeboten wurde. Ich hab ja schon einige Hachsen verdrückt, die meisten davon im Sprewaldidyll bei Wilm in Lübbenau. Aber die Kruste bekommt keiner so hin wie die in Andechs. Der Rückweg ging verlief mit fast dauerhaften Blick auf den Ammersee.
In Andechs/Erling waren auch schon ziemlich viele Radler unterwegs, einige Rennradfahrer kamen uns auch entgegen. Schon da hat es mir extrem in den Füßen gejuckt, den Klosterhügel auf zwei Rädern zu bezwingen. Dazu später mehr.


Radroute 934598 - powered by Bikemap 

Als Abendprogramm gab es dann das Dropkick Murphys Konzert im Zenith in München. Da hab ich ja schon drüber berichtet. Eine Anmerkung möchte ich dazu noch machen, da ich eben auf dem Bahnhof in Hannover ordentlich den Bahnsteig zu deren Musik gerockt hab. Live sind sie geil, auf Platte aber fast noch besser, beim nächsten Mal werde ich hinter der pogenden Meute stehen und mir dann ein neues Urteil erlauben.

Am Dienstag hab ich dann mit leichten Motivationsproblemen den Ammersee in Angriff genommen. Ich hatte so etwa einen Plan im Kopf, wo es lang gehen sollte. Also ab nach Weilheim und Richtung Bauerbach den Berg hoch. Wessen Idee war das doch gleich mit dem Rad nach Bayern zu fahren? Ich hatte von meiner Rennsteigerfahrung doch echt vergessen, wie anstrengend das ist. In Herrscching nach etwa 30 km wollte ich Pause machen, mir noch eine Karte in Papierform kaufen, da das mit dem Smartphone ohne Lenkerhalterung nicht so gut geht. Essen viel flach, das war mir in dem Bonzendorf dann echt zu teuer. Also stand ich vor der Frage, mich von dem inneren Schweinehund kleinkriegen zu lassen und wieder einen Teil der gleichen Strecke zurückzufahren und dann den Weg Richtung Couch anzutreten oder doch den See zu umrunden. Am Ende wurde dem Ekeltier ordentlich einer in den Allerwertesten verpasst. Ich hab mir noch ein paar Hügel zwischen Ammersee und Wörthsee gegeben und dann nach etwa 70 km mich zu einer Pause hinreißen lassen. Eine kleine Gaststätte in Unning direkt am See mit hübscher Kellnerin… wer kann da nein sagen. Der Salat war lecker, und dringend nötig, wie ich dann merkte. Nach einer halben Stunde ging es weiter. Die letzten 20 km verliefen recht flach, den einen oder anderen Abstecher um mich zu verfahren hab ich ja öfter hinbekommen. Nach gut 3,5 h und 95 km war ich wieder in Polling, Mutti war schon zu Hause. Erschöpft, aber froh diesen Trip gewagt zu haben, gab es was zu Essen, The Big Bang Theory und dann das Bett.


Radroute 933045 - powered by Bikemap 

Mittwoch hat es leider öfter mal geregnet. Gegen 10 hab ich mal die Nase auf den Balkon gehalten, aber es war mir zu frisch. Da wir am Nachmittag nach Murnau wollten, wäre es eh eine Tour mit etwas Zeitdruck geworden. Also Couchen, die Tracks der letzten beiden Tage bearbeiten und chillen. Dazu How I met your Mother, Malcom Mittendrin, Scrubs und Eureka. So bekomme ich auch Vormittage tot. Dann ging es nach Murnau, Messer kaufen. Klingt vielleicht blöd, aber ich bin jetzt stolzer Besitzer von zwei neuen kleinen Obst und Gemüsemessern, die schön scharf sind. Noch ein kleiner Bummel durch den Obermarkt, die Tour kaufen und zurück nach Polling. Leider waren die Alpen immer noch verhangen, sonst wäre es ein noch besserer Blick auf sie gewesen als von Andechs aus.

Donnerstag hab ich den Arsch wieder hochbekommen. Ab an den Starnberger See. Und juhuu, erst wurden mir wieder Berge in den Weg gestellt. Bis Seeshaupt war ich leider noch auf einigen Schotterpisten unterwegs. Ein Lob an meine Continental Ultra Sport, die machen ja echt einiges mit. Die fahre ich jetzt seit etwa 1000 km und bin vollstens zufrieden. Dieser See bot ein paar mehr Hügel als der Ammersee, aber auch nicht die Herausforderungen. Bis auf eine ca. 500 Meter lange Rampe mit 9% Steigung, die mich mal eben nach oben auf die Hauptstraße führte. Auf Schotter hatte ich diesmal keine Lust. Diesmal hab ich schon nach 45 km Pause gemacht. Eigentlich wollte ich ja mal in Bayern einen Döner probieren, aber dann war da so ein netter Biergarten. Also Salat, Hefe und Streckenplanung. Die Beine waren noch gut, Andechs so nah. Also hoch da. Unterwegs traf ich noch zwei andere Rennradfahrer, einen von beiden hab ich noch bis hinter Andechs begleitet. Oder er mich? Kurz überlegte ich noch eine Bierpause einzulegen. Beim nächsten Mal wieder. Bei der Abfahrt war ich froh den anderen Weg nach oben genommen zu haben. Das nächste Mal fahre ich auf der anstrengenden Seite hoch. Ich muss mich ja auch steigern können. Da wiedermal noch Zeit war und ich immer noch nicht wirklich tot war, ging es nochmal Richtung Ammersee und dann nach Hause. Bilanz des Tages: 95 km und knapp 800 Höhenmeter unter 3,5 Stunden. 


Radroute 937635 - powered by Bikemap 



Mein Fazit ist, das Rennrad kommt auf jeden Fall wieder mit, wenn ich nach Polling fahre. Vielleicht bin ich dann auch fitter, was die Berge angeht und ich wage mich mehr gen Süden zu den höheren Bergen und längeren Anstiegen.